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Sonntag, 21. März 2010

Reise nach Bern zur m-art Ausbildung; m-art Freitag



































Meine Reise nach Bern

Sie beginnt frühmorgens um 5 Uhr in Ilanz, der ersten Stadt am Rhein. Mit knapp 2400 Einwohnern gehört sie nicht gerade zu den Grossstädten. Ilanz liegt in Graubünden. Graubünden heißt auch der Kanton der 150 Täler. Er ist flächenmässig der grösste, hat aber die kleinste Bevölkerungsdichte der Schweiz. Täler werden ja schliesslich von Bergen geformt und die gehören unter anderen den Steinböcken und nicht den Menschen. Und wenn wir schon bei den Einzigartigkeiten sind, dann weiter. Graubünden hat als einziger Kanton 3 Hauptsprachen, nämlich Deutsch, Romanisch und Italienisch, ja, wenn Romanisch bloss eine Sprache wäre. - Dem ist nicht so. Die romanische Zeitung ist in 6 verschiedenen Romanisch gedruckt. Aber das führt nun doch zu weit weg von meiner Reise, irgendwann darüber mehr.

In Graubünden liegen auch „Top of the world“ (nicht meine Erfindung!) St. Moritz und Davos.



Ich stehe also auf der Strasse. Es ist Nacht. Nun wird die Stille kurz auseinander gerissen, 5 dumpfe Schläge sind es, dann schliesst sie sich wieder und auf der anderen Rheinseite setzt sich das Postauto in Bewegung. Zu Beginn ist das Auto noch fast leer. Vereinzelt tröpfelt an den ersten Haltestellen jemand hinzu. Alle sind still. Leben wir noch den Traum oder träumen wir schon das Leben? Stille-Sein, bei sich-selber-Sein, ein guter Beginn des Tages.


Die Zeit rückt vor und Chur rückt näher, an den Haltestellen ist jetzt rege Bewegung, dann wieder Stille, wenn das Postauto wieder fährt. Fast eine Stunde später sind wir in Chur.



Im Winter hatte uns die Nacht bis nach Olten eingehüllt und nun kriecht die Dämmerung schon bis Chur.


Im oberen Stock des ersten Wagens setzt die SBB auf Kommunikation: zwei Plätze teilen sich in eine Steckdose für den Laptop. Wer darf sie haben oder wer hilft wem? Ich habe deshalb immer einen Verteilungsstecker dabei.



Tja, vor 20 oder eher schon 30 Jahren hatte man die Sekretärin mit Stenoblock und Schreibmaschine. Keinem dieser Geschäftsleute wäre es eingefallen, alles selber zu tippen. Es gehörte eher zu guten Ton, kein Zehnfingersystem zu können, weil man es ja nicht nötig hatte. Heute tippt jeder selber.



Die Leute sind nun aufgewacht, hell ist es auch, sei es künstlich oder Tag. Morgens bekommt man die ersten Telefonate mit Mitarbeitern im Geschäft mit, abends die ersten Telefonate mit Frau oder Partnerin. Am Schluss hat man als Zuhörer Geschäft und Privat der anderen zusammen.



Und dann sind wir in Zürich. Bewegung, Geschäftigkeit pur, nichts mehr von der träumenden Wirklichkeit. Die Zeit ist knapp. Ich schlängle mich zwischen Menschen durch, gehe manchmal mit dem Fluss, manchmal zwischendurch je nach Hauptrichtung. Neuen Platz ergattern. Nun sind die Pendler zwischen Zürich und Bern an der Reihe. Sie sind anders, distanzierter als die Bündner und Rheintaler im vorherigen Zug. Da herrschte eine Art familiäre Gemütlichkeit.


Der nächste Halt ist Bern. In Bern ist der Bewegungsfluss dank Unterführung und weniger Platz gerichteter, man ist viel mehr ein Teilchen, das einer geheimen Ordnung folgt.



Und noch mal umsteigen. In meiner Kindheit waren die Strassenbahnen grün-beige und nun plötzlich alles in knalligem Rot. Das hat mich am Anfang fast erschlagen. Ein paar Monate und schon bin ich daran gewöhnt, was aber nicht heisst, dass es mir auch gefällt. Der erste Bus am Morgen wurde im Verlauf der Fahrt immer voller, der jetzige, letzte dieser Reise, immer leerer, bis ich nach fast genau vier Stunden Fahrt in der Schule ankomme.


Und abends das ganze umgekehrt. Von Chur aus geht es mit der Bahn weiter. Am Morgen fährt sie um diese Zeit noch nicht. Auch da noch eine Eigenheit von Graubünden: wir haben eine eigene Bahn, die kleine Rote genannt. Sie ist schmalspurig. So kommen die offiziellen Züge, die uns mit der Welt verbinden, in Chur nicht mehr weiter. Nach Reichenau werden die cars viagiaturs auf Romanisch begrüsst, darüber informiert, dass sie nun auf romanischem Territorium seien und bekommen eine angenehme Reise gewünscht. Fortan sind alle Ansagen zweisprachig. Die Heimat hat mich wieder. Gewöhnlich ist es dann kurz vor 21.00 Uhr.



Der Tag ist schön drei geteilt: 4 Stunden hin, 8 Stunden Schule, 4 Stunden zurück.



Auch das eine Form von Tryptichon.




"Meine" Haltestelle


Wer sieht das Postauto?




Es kommt!


Dorfeinfahrt Laax


Haltestelle Laax, Toblerone genannt (eine so dreieckig geformte Schokoladesorte)


Chur mit Federung des Postautos


Postautobahnhof oder wie soll man das nennen?


Chur, erste Etappe zu Ende


Er hat uns alle hergebracht


und nun zum eigentlichen Bahnhof


die ganze Zuglänge abmarschieren


auch das gehört dazu


und er wird uns nach Zürich bringen


Hektik


Und schon ist der Tag fast um und die Rückreise beginnt. Für mich heute früher, da ich abends noch eine Fortbildung hatte.


dicht gedrängt


noch sind die Pendler nicht unterwegs (und die Anonymität gewahrt)


Züge, die kommen, Züge, die gehen, wie ist es mit dem Lebenszug?


warten


er kommt!


da bin ich wieder in Ilanz / Glion


und der Zug geht weiter, und das Leben auch.

6 Kommentare:

  1. Hallo Anne
    Besten Dank, dass Du uns an Deiner wöchentlichen Reise zur m-art nach Bern teilhaben lässt.
    Ich schwankte bei Dir immer zwischen Bewunderung und Unverständnis.
    Jetzt am Anfang des zweiten Semesters, ist es nur noch Bewunderung.
    Es hängt sicher damit zusammen, dass wir eine Klasse geworden sind.
    Ich freue mich auf nächsten Freitag u schicke es Grüessli ys Bündnerland
    Hanspi

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  2. Liebe Anne, danke für diese interessanten Reiseeinsichten aus der Schweiz! Du mußt schon eine große Liebe zur Fotografie haben, wenn Du eine so lange Anreise auf Dich nimmst. Obwohl, wenn der Weg auch das Ziel sein kann, ist keine Anreise vergebene Zeit...... Viel Spaß wünsche ich Dir auf jeden Fall weiterhin in Deiner sympathischen Klasse der Berner Fotoschule. Liebe Grüße von Luzia.

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  3. Du hast uns schon im Vorfeld ein wenig von Deinem langen Reiseweg zu uns nach Bern erzählt. Mit diesem Beitrag lässt Du uns nun detailiert mit Bild und Text daran teilhaben.
    Es ist ein grosser Aufwand, den Du auf Dich nimmst und schön ist es Dir diese Reise wert. Ich werte dies als Wertschätzung an unsere Klasse und unser "Spirit" untereinander...
    Merci Anne und ich grüsse Dich

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  4. Hallo Anne,
    Interessant Dein fotografischer-und beschriebener Reiseweg.Ja für eine Fotoleidenschaft,nimmt man auch einen langen Reiseweg unter die Füsse respektiv unter die Räder!
    Liebe Grüsse Anna

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  5. liebe anne
    herzlichen dank für den einblick in deine freitagsfahrten!! deine reisebilderserie (hast auch noch gerade eine aufgabe gelöst :-) ist sehr spannend, besonders das bild "dicht gedrängt"finde ich witzig..liebe grüsse und bis gli....karin

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  6. Hallo ihr alle, eure Kommentare haben mich sehr gefreut, danke.
    Ja, wenn man in der Peripherie wohnt, ist man gewöhnt, für alles und jedes einen Weg auf sich zu nehmen, oder alles bleiben lassen.

    Ich habe ja auch mal in einem Zentrum gewohnt und kenne beide Entfernungserfahrungen. Die Entfernung aus einem Zentrum in die Peripherie ist viel grösser als umgekehrt. Ja, "wie wirklich ist die Wirklichkeit"....

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